Der Makrograph
Konzert-Installation für 8 bis 32 Lautsprecher, grosser Plattenspieler, Vinyl und Orchester
Während beim klassischen Plattenspieler eine Nadel in der Rille gleitet und Schwingungen in hörbare Töne übersetzt, tastet beim Makrograph ein Laserstrahl die Oberfläche des Tonträgers ab. Die dabei gewonnenen digitalen Daten bilden das Ausgangsmaterial für die Komposition. Das Grundprinzip des Makrographen ist die Übersetzung von Form in Musik. Für den Kompositionsprozess bedeutet dies, dass die «Übersetzung» der Daten in Musik nach frei definierbaren Parametern bestimmt werden kann und auch nichtmusikalische Topologien in interessante musikalische Ergebnisse übersetzt werden können.
Der Makrograph ist als Langzeitprojekt angelegt: Es werden nach und nach verschiedene Volumes veröffentlicht:
Volume IV - Plan B
Die vierte Komposition für den Makrographen entsteht für den Kulturort «Aux Losanges» in Tschiertschen.
«Volume IV – Plan B» wird sich mit dem Haus beschäftigen, welches das renommierte
Architekturbüro Caruso St. John umgebaut haben. Die Pläne der Architekten für die drei Stockwerke werdenübereinandergelegt und in verschiedenen Tiefen in Vinyl eingefräst. Der entstehende
Tonträger soll im Rahmen einer interaktiven Installation auch für die Besucherinnen spielbar werden. Der Makrograph wird für die interaktive Bedienung durch die Ausstellungsgäste umgebaut, mit einer Soundkarte bestückt und in der Installationin Tschiertschen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf der Soundkarte
werden Ausschnitte einer Live-Performance mit dem Makrographen für die Besucherinnen prozessierbar.
Volume III
Die dritte Komposition des Langzeitprojekts basiert auf einem Bild, das der deutsche Künstler Albert Oehlen eigens für den Makrographen entwickelt hat
Volume II − Schnelle Antwort
Mit dem Volume II − "Schnelle Antwort" schlägt der Makrograph die Brücke in die digitale Welt. Abgebildet wird ein QR-Code ab, welcher direkt auf die Projektwebseite leitet. Die Oberflächenstruktur der Vinylplatte stellt ein physisches Relief zur Abtastung als Tonquelle und analogen Wiedergabe, sowie gleichzeitig eine graphische Membran zu online abgelegten Klangspeichern dar. Das Tor zum Klang steht offen,der Weg will noch gegangen werden.
Volume I − Mikrogramm 400
Anlass zur konkreten Umsetzung ist ein Kompositionsauftrag des Festivals Neue Musik Rümlingen, das sich 2021 dem Werk des Schweizer Literaten Robert Walser widmet. Im Zentrum stehen dabei dessen Mikrogramme. In kaum entzifferbarer millimeterkleiner Schrift hat Walser in den Mikrogrammen Prosatexte, Gedichte und Dramolette festgehalten und damit gleichzeitig deren Publikation verweigert. Für die Auftragskomposition «Volume 1 – Mikrogramm 400» wird Walsers Mikrogramm 400 in der handschriftlichen Originalversion spiralförmig auf eine übergrosse Vinylplatte graviert. Die mittels Laserabtastung des Makrographen erfassten Daten bilden die Basis für die Komposition. Indem nicht der Inhalt, sondern äussere Merkmale, ja die Textur des Urtextes, vertont werden, bleibt das Geheimnisvolle des Inhaltes respektiert.
Walsers Mikrogramm Nr. 400 umfasst einen längeren Aufsatz, ein kurzes Dramolett mit dem Titel «Die Europäerin» und zwei Gedichte. Vermutlich im September 1927 hat es Walser auf ein Papier von der Grösse 17,5 x 8 cm geschrieben.
Für die Gravur auf Vinyl wird eine Fotografie des Textes verwendet, die uns das Robert Walser-Archiv Bern freundlicherweise zur Verfügung stellt.
Der Makrograph wird unterstützt durch:
Pro Helvetia
Schweizer Kulturstiftung
Kulturförderung Appenzell Ausserrhoden
Kanton St.Gallen Kulturförderung
BEUAX_LOSANGES · DA_SEIN, Tschiertschen
© Andrea Badrutt, Chur
BEUAX_LOSANGES · DA_SEIN, Tschiertschen
© Andrea Badrutt, Chur
BEUAX_LOSANGES · DA_SEIN, Tschiertschen
© Andrea Badrutt, Chur